A Christmas Carol

Oder: "Von der vorweihnachtlichen Heimats-Verklärung"



Pfaffenhofen nervt, ist superboring und bietet für Jung und Alt und alle dazwischen nicht wirklich 24/7 die oberlebenswertesten Momente. Da hilft auch der neue Jetset-Schuppen in der Schick-Passage nichts.
Und doch hat man das Gefühl, dass alle, die es aus der Landsuppe raus in die nahen und nicht so nahen Metropolen des Landes geschafft haben, dem Heimaturlaub z’Pfahofa dann doch ganz aufgeregt entgegenfiebern.

Fast möchte der Eindruck entstehen, Facebook habe alle deren Profile gehackt und lässt nur noch folgende Worte als Statusmeldung zu: 
„I’m driving home for Christmas“, wahlweise mit oder ohne Youtube-Link zum Song.
Alternativ gibts auch die Möglichkeit (da ist Facebook doch ganz kulant!) ein Mitfahrgelegenheits-Gesuche bzw. –Angebot von Berlin/Köln/Hamburg/Leipzig/Bremen/Frankfurt nach MÜNCHEN zu verbreiten. So weiß auch jeder daheim bescheid, dass man über die Feiertage wirklich da ist. Gleichzeitig kann man aber seinen coolen neuen Großstadt-Freunden weiterhin vorgaukeln, dass man eigentlich gar nicht in der Provinz aufgewachsen ist. Zwei Fliegen auf eine Kuhhaut quasi...

Das Ding ist, so sehr man sich auch wehrt: Pfaffenhofen zeigt sich eben gerade jetzt von seiner besten Seite.
Die Illuminaten-Innenstadt peitscht einem die vorweihnachtliche Besinnlichkeit förmlich ins Gesicht.
Der Glühwein schmeckt auch und selbst die Schafe müssen bei uns nicht frieren.
Man trifft Leute, die man seit der Willi-Party im letzten Jahr nicht mehr gesehen hat und es ist super legitim, sich jeden Abend zu betrinken.  
Für die Traditionsbewussten unter uns gibt’s in der Stadtpfarrkirche noch ne Portion Christmas-Flair, wenn es wieder heißt: armer kleiner Hirte. Lamm weg. Engel. Stern. Viele neue Homies. JESUS.
Rituale braucht der Mensch, oder?!
Danach wird beschoren. 
Auch wenn man mittlerweile in dem Alter ist, wo es sich schickt, sich allein an der Zusammenkunft aller Familienmitglieder zu ergötzen, erhoffen wir uns doch alle insgeheim immer noch die ultimative Geschenk-Überraschung sondergleichen. Enttäuscht vom Ausbleiben dieser, genehmigt man sich erstmal ein neues Glas von der Feuerzangenbowle und macht zur Ablenkung krass individuelle Instagram-Fotos vom Christbaum.
Danach ind Schdod damit der besinnlichste aller Tage im Jahr auch ja nicht zu früh zu Ende geht.
Grod sche iss!!!

Die Ernüchterung kommt schneller als die vorfreudliche Euphorie überhaupt schauen kann, wenn man dann mit seinen 1, 2 oder 3 Restpromille am ersten Weihnachtsfeiertag mit Omma, Oppa, Onkel Hans und Tante Rosi schweigend vor dem Weihnachtsbraten sitzt.
Schon erwischt man sich beim gedanklichen Formulieren seines nächsten Facebook-Posts: „Ich muss hier weg. Wer kann mich mitnehmen?“
Und für alle, die nicht entkommen können, weil sie nun mal hier wohnen: Tja mei...Soll doch ganz lebenswert sein da, oder?

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